Restaurierung – Fortschritt

Die über mehrere Bauabschnitte geplante Restaurierung – unter enger Begleitung und Auflagen des Denkmalamtes und des landeskirchlichen Sachverständigen Prof. Michael Kaufmann – ist im Zeitplan und ist im Oktober den nächsten großen Schritt gegangen. Die Pfeifen und Windlade des zweiten Manuals, die nicht von Silbermann sondern von Mühleisen aus den 60er Jahren stammen, sind bereits seit September 2022 ausgebaut und bei Orgelbaumeister Andreas Schiegnitz in der Werkstatt.

Die großen Holzpfeifen auf dem Weg zum Weitertransport. Sie sind bis zu 2,40 m lang und gut erhalten. Sie stammen von Silbermann – mit über 250 Jahre altem Holz.

Vollständiger Abbau der Orgel im Oktober

Im Oktober diesen Jahres trat die Renovierung nun in den nächsten Bauabschnitt: die Orgel wurde vollständig abgebaut, lediglich das Gehäuse verbleibt in der Kirche. Die Gottesdienste werden dann mit dem Orgelpositiv und den Instrumentalgruppen der Gemeinde musikalisch gestaltet. Anfang 2025 wird dann mit dem Wiedereinbau der restaurierten Pfeifen zu rechnen sein und die klangliche Abstimmung auf den Kirchenraum in Meißenheim erfolgen. Der lange Zeitraum wird nur zum Teil für die eigentlichen Restaurierungsarbeiten benötigt. Die umfangreiche Dokumentation und behutsame Forschung an den historischen Pfeifen und Orgelteilen braucht Zeit. Immer wieder wird dabei auch an anderen Silbermannorgeln recherchiert werden müssen, um Antworten und Lösungen für Meißenheim zu finden.

Vor dem behutsamen Abbau der Pfeifen, Mechanikteile und Windladen standen noch einige Tage an genauer Forschungsarbeit an. Jedes Brett, jeder Nagel und natürlich auch jede Pfeife wurde dabei untersucht. Zusammen mit Klangspezialist Ulrich Becker aus Konstanz hat Andreas Schiegnitz zahlreiche Messungen an Pfeifen und Gehäuseproportionen durchgeführt und dabei erstaunliche Zusammenhänge zu Tage gefördert.

Geigenbaumeister Becker schwärmte dabei von der idealen Akustik der Meißenheimer Kirche und dem Klang der original erhaltenen Silbermannpfeifen. „Ich habe noch nie einen Stein- Kirchenraum mit einem so wunderbaren, warmen und ruhigen Klang erlebt“.

Verblüffend war auch das Ergebnis eines klanglichen Experiments: einige Holzpfeifen, die nicht abgeschnitten wurden, sondern durch Einschieben des Deckelstöpsels Anfang des 19. Jahrhunderts auf den in Mode gekommenen höheren Stimmton gebracht wurden, wurden wieder in die Original Silbermann- Stimmung gebracht. Auf einmal stimmten die Proportionen wieder – die Pfeifen klangen voller und runder.

Orgelbaumeister Schiegnitz liest im Silbermann-Archiv,  dass der damalige Schultes den Orgelbauern nach getaner Arbeit im Hechten etwas ausgegeben hat. Bürgermeister Schröder hörte es mit wohlwollendem Interesse….

Orgelbaumeister Schiegnitz liest im Silbermann-Archiv,  dass der damalige Schultes den Orgelbauern nach getaner Arbeit im Hechten etwas ausgegeben hat. Bürgermeister Schröder hörte es mit wohlwollendem Interesse….

Auch Heimatkunde konnte man betreiben: an einem Brett entdeckten wir die Inschrift „Gottlieb Lutz im Oktober 1894“. Da Orgelbauer August Merklin im September 1894 eine Orgelrenovierung vorgenommen hatte, liegt die Vermutung nahe, dass ein ortsansässiger Schreiner hier die Seitenbretter der Orgel angefertigt hat. Im Ortssippenbuch wurde tatsächlich ein Schreiner Gottlieb Lutz entdeckt und so diese Theorie bestätigt.

Wir sind sehr froh, dass wir mit Orgelbaumeister Andreas Schiegnitz einen Fachmann für historische Instrumente gefunden haben, der mit äußerster Behutsamkeit und Respekt der wertvollen Substanz begegnet. Mit Rat und Tat begleitet unser Restaurierungsprojekt Prof. Michael Kaufmann als Sachverständiger der Landeskirche. Prof. Kaufmann hat über Silbermann promoviert und ist mit dessen Orgeln bestens vertraut.

Spenden weiterhin benötigt

Für die Finanzierung der Restaurierung konnten bereits umfangreiche Förderantrage erfolgreich gestellt werden. Über die Hälfte der benötigten Mittel mit Gesamtkosten von 329.000 € sind so schon gesichert. Zuletzt durfte sich die Gemeinde über eine Förderzusage der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ freuen. Zur Finanzierung des Eigenanteils der Gemeinde ist man jedoch weiterhin auf Spenden angewiesen. Der Eigenanteil der Gemeinde konnte dank vieler Spenden von anfangs 139 T€ auf gut 80 T€ gesenkt werden.

Die Aktionen zur Finanzierung der Orgelrestaurierung werden auch im nächsten Jahr weitergehen. Neben Vorträgen und Konzerten in Meißenheim ist auch eine Fahrt in die Werkstatt von Andreas Schiegnitz in der Pfalz im Herbst 2024 vorgesehen.

Susanne Moßmann

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Restaurierung hat begonnen

Blick von hinten ins geöffnete Hauptwerksgehäuse, das von Silbermann stammt und als einziges Orgelteil in der Kirche verbleibt und vor Ort restauriert wirde.

Von unten kann man erkennen, dass es nun hinter den Orgelpfeifen hell durchscheint. Nach der Restaurierung wird wieder eine Rückwand eingebaut. Die Pedalpfeifen und das zweite Manual wird dann anders angeordnet, so dass sie sich klanglich besser entfalten können.

Die Restaurierung der Silbermannorgel in Meißenheim hat begonnen. Orgelbaumeister Andreas Schiegnitz nimmt die ersten Pfeifen aus der Orgel. Das zweite Manual (stammt aus der Werkstatt von Orgelbauer Ernest Mühleisen und wurde 1962 ergänzt) wurde komplett ausgebaut – inklusive Windlade, allen Pfeifen und der ganzen Mechanik.

Die Pedalregister und die Pfeifen des Hauptwerkes der Orgeln sind noch in der Kirchew, die Orgel begleitet weiterhin – mit reduzierten Klangmöglichkeiten – die Gottesdienste.

Mitte September 2022 begann Orgelbauer Andreas Schiegnitz mit dem Ausbau von Pfeifen und Windladen. Ein Manual ist nun – mit seinen dazugehörenden Pfeifen – ausgebaut und wird in der Orgelbauwerkstatt restauriert. Dazu gehört eine akribische Dokumentation des Pfeifenmaterials und die anschließende restauratorische Bearbeitung.