Geschichte der Kirche

Der Bau der evangelischen Kirche

Ursprünglich wurde die heutige katholische Kirche, die bereits 1829 – 1830 erbaut wurde, als Simultankirche genutzt; beide Konfessionen feierten dort ihre Gottesdienste. Diese gemeinschaftliche Nutzung war nicht unproblematisch und so gab es häufig Reibereien zwischen den Konfessionen. Deshalb wurde bereits 1956 darüber nachgedacht, eine eigenständige evangelische Kirche innerhalb von Kürzell zu errichten. Wie so vieles scheiterte dieses Vorhaben jedoch an der Finanzierung. So sollte es noch zwei weitere Jahre bleiben. Dann 1958 wurde vom Kirchengemeinderat der Beschluss gefasst, dass eine eigene evangelische Kirche gebaut werden sollte. Die Größe wurde auf 150 – 170 Sitzplätze festgelegt. Ein Gemeindesaal sollte mit angebaut werden. Auf eine Uhr wurde verzichtet, da man nicht in Konflikt mit der bereits vorhandenen Kirchenuhr an der Simultankirche kommen wollte. Das Grundstück, so der  Beschluss, sollte gekauft oder getauscht werden. Die vorhandene Simultankirche wurde sowohl von der evangelischen, wie auch der katholischen Seite geschätzt.(!) Das erzbischöfliche Bauamt übernahm die Schätzung und stellte dafür sage und schreibe 15.000,– DM in Rechnung, was rund 6 % des geschätzten Gebäudewertes entspricht.

„Wohin mit unserer Kirche?“ Das war eine Frage, die bis 1960 nicht beantwortet werden konnte. Doch am 11. Februar 1960 wurde beschlossen, das Grundstück von Herrn Wilhelm Booz mit der FlSt-Nr. 57 zu erwerben. Die Kaufsumme belief sich auf günstige 6.000,– DM für immerhin 11,37 ar.

Am 02. August 1960 wurde ein Auflösungsvertrag für das Simultaneum unterzeichnet. Darin war folgendes festgeschrieben:

  • Die evangelische Kirchengemeinde erhält bis zum 31. Dezember 1962 das Mitbenutzungsrecht zugesprochen. Nach dem 31. Dezember 1962 erlischt dieses Mitbenutzungsrecht automatisch.
  • Die vorhandene Kirche geht in das Alleineigentum und der alleinigen Baupflicht der kath. Kirchengemeinde über.
  • Sollte die ev. Kirchengemeinde durch Bauverzögerungen oder ähnliches gezwungen sein die kath. Kirche weiterhin zu nutzen, muss sie der kath. Kirchengemeinde eine jährliche Miete in Höhe von 600,– DM bezahlen.
  • Die kath. Kirche erklärt sich bereit, der ev. Kirche eine Ablösesumme in Höhe von 130.000,– DM in zwei Raten zu bezahlen. Die erste Rate zum  01. Mai 1961 über 100.000,– DM und die zweite Rate zum 31. Dezember 1961 über 30.000,– DM. Diese Beträge werden nicht verzinst.
  • Die politische Gemeinde hat gleichzeitig die Baupflicht abgelöst, d. h. sie ist aus der Baupflicht entlassen und zahlt dafür einen Betrag von 80.000,– DM je zur Hälfte an die zwei beteiligten Konfessionen. (Dieser Betrag wurde von der Gemeinde abgestottert!)

Durch die erhaltenen Ablösesummen war ein Teil des Kapitalbedarfs gedeckt, jedoch bei weitem nicht alles. Die zu stemmende finanzielle Last belief sich immerhin auf 322.000,– DM. Es war daher unumgänglich, ein Darlehen von der Landeskirche in Anspruch zu nehmen. Auch die Kirchengemeinde Kürzell wurde aufgefordert, den Bau der Kirche finanziell zu unterstützen. Eigens hierfür wurde ein Gemeindebrief vom amtierenden Pfarrer Karl-Friedrich Bender und den damaligen Kirchenältesten verfasst, indem zur Spende aufgerufen wurde. „[…]Ganz ohne Opfer geht es nicht. […] Dieses Opfer soll freiwillig sein und erstreckt sich zunächst auf zwei Jahre. Es soll nichts Unmögliches verlangt werden. Die Tageszeitung ist uns 4,30 DM monatlich wert. Sollte uns die Kirche nicht ebensoviel wert sein? […]“ So der Wortlaut in dem Gemeindebrief. Später lobte Pfr. Bender die Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder. Ob er heute ebensoviel Spendenfreude antreffen würde wie damals??

Der von dem Architekten Dipl-Ing. Ernst Mayer aus Betberg/Seefelden geplante Bau wurde am 16. Oktober 1960 der Gemeinde in einer Gemeindeversammlung präsentiert. Von den anwesenden 70 Personen wurden keine Einwände erhoben. So war auch die letzte Hürde genommen und der Bau konnte beginnen.

Am 04. Juni 1961 war es dann endlich so weit – der erste Spatenstich.

Erster Spatenstich Pfr. Bender

Erster Spatenstich durch Pfr. Bender

Herrn Pfr. Bender gebührte die Ehre diesen auszuführen. Zieht man in Betracht, wie viel Zeit, Energie und Herzblut er in dieses Projekt gesteckt hat, war es nur eine kleine Entschädigung. So fertigte Pfr. Bender z. B. eine maßstabsgetreue Miniatur der geplanten Kirche einschließlich sämtlicher Details wie der Orgel mit sämtlichen Pfeifen etc. zu Demonstrationszwecken an.

Auf den ersten Spatenstich folgten viele weitere in der folgenden 13monatigen Bauzeit. Dass langsam gearbeitet wurde, konnte nun wirklich niemand behaupten. So konnte bereits einen guten Monat später schon der Grundstein gelegt werden. Die Feierlichkeiten wurden am Freitag den 14. Juli 1961 mit Herrn Dekan Zeilinger aus Lahr begangen und stieß auf reges Interesse seitens der Bevölkerung. Mit zu der Zeremonie gehörte die Verlesung der Urkunde, welche anschließend in den vom Bildhauermeister Claß geschenkten Grundstein eingemauert wurde. Die 3 symbolischen Hammerschläge wurden von Herrn Dekan Zeilinger, Pfr. Bender und dem Architekten Mayer ausgeführt. Diese Tradition steht für drei wichtige Worte aus dem Korintherbrief: Glaube – Liebe – Hoffnung.

Pünktlich vor dem Herbst konnte dann das Richtfest am 08. September 1961 gefeiert werden.
So nahm der Bau seinen Lauf. Viele beteiligten Firmen mussten koordiniert und bestellt werden. Ein wichtiger Meilenstein in der Fertigstellung unserer Kirche waren die Glocken. Die Karlsruher Glockengießerei Gebrüder Bachert war mit dem Guss der Glocken beauftragt worden. Dies war für die Kirchengemeinde so wichtig, dass die Interessierten sogar mit Bussen nach Karlsruhe gefahren wurden und beim Gießen der vier Glocken zusehen durften. Am 25. März 1962 wurden die Glocken dann in Kürzell angeliefert. Ein gebührender Empfang war vorbereitet worden. Eine Dorfrundfahrt: von der Schuttergasse über das Unterdorf bis zur Krone und zurück, am Rathaus vorbei durch die Oberdorfstraße auf die Älter, bis zum Grünloch** und dann wieder über die Hauptstraße um das Schulhaus herum bis zur neuen Kirche. Dort schloss sich der Empfangsgottesdienst an.

Glockenempfang 25.3.1962

Glockenempfang 25.3.1962

Unsere Glocken:
Rogate – bittet so werdet Ihr nehmen
Ton: a’
495 kg
Ø 932 mm
Kantate – singet dem Herrn ein neues Lied
Ton: c’’
340 kg
Ø 795 mm

Jubilate – Jauchzet Gott alle Lande
Ton: d’’
245 kg
Ø 711 mm
Gloria – Ehre sei Gott in der Höhe (gestiftet von den Gebr. Böttler, Kürzell)
Ton: f’’
157 kg
Ø 603 mm

Am 26. März 1962 werden die Glocken via Seilzug an Ihren endgültigen Platz in unserem Glockenturm gebracht.

Das Kachelbild an der Vorderseite der Kirche wurde von dem Künstler Klaus Tentsch aus Beuggen bei Rheinfelden entworfen. Die Vorbereitungen für die Auferstehungsdarstellungen begannen im Juli 1962.
Allerdings war vielen das Bild in zu dunklen Farben gehalten und die Qualität muss auch eher mäßig gewesen sein.
So lies man 1991 von Egon Franzen, Kunstmaler aus Trier, das heutige Auferstehungsbild machen.

Am 08. Juli 1962 war es dann endgültig so weit, wir konnten die Einweihung unserer Kirche feiern. Der Festgottesdienst und die Weihe wurden von Herrn Oberkirchenrat Prof. Dr. Hof aus Karlsruhe vorgenommen.

Einzug in die neue Auferstehungskirche 8.7.1962

Einzug in die neue Auferstehungskirche 8.7.1962

Das Herzstück unserer Kirche, die Orgel, war zu den Einweihungsfeierlichkeiten leider noch nicht vorhanden. Diese wurde erst viel später, am 08. November 1964 von Prälat Dr. Bornhäuser aus Freiburg eingeweiht. Doch dann war unsere Kirche und der Gemeindesaal endlich komplett. Lediglich die Teeküche und die Toiletten wurden 1975/76 noch an den Gemeindesaal angebaut.

1981 erfolgte die Renovierung der Kirche außen, gefolgt von der Innenrenovierung 1991, die der Kirche Ihr heutiges Aussehen verlieh. (von Carmen Glaser)

Turmkreuz von Gustav Rieth

Turmkreuz von Schmiedemeister Gustav Rieth

Grundstein-Urkunde

Grundstein-Urkunde

Kirche Kürzell mit altem Frontbild von 1962

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