Seit Oktober 2023 ist die Silbermannorgel nun abgebaut und in der Werkstatt von Orgelbaumeister Andreas Schiegnitz. Dort werden die Windladen und Pfeifen sorgfältig gereinigt und behutsam und fachmännisch restauriert. Einige beschädigte oder korrodierte Pfeifen und insbesondere die Balganlage und Teile der Mechanik werden nach historischen Vorbildern rekonstruiert.
Eine technische Herausforderung stellte sich im Frühjahr für die Orgelbauer und die Meißenheimer Bauhofmitarbeiter mit dem Abbau und Abtransport des 250 kg schweren Blasebalgs. Er stammt nicht von Silbermann, sondern von Merklin von 1893 und soll in einem passenden Instrument wiederverwendet werden. Der Balg wurde in mehreren Teilen abgebaut und über einen Lastenaufzug behutsam von der Empore hinuntergehoben. Kraft und Teamarbeit waren hier gleichermaßen gefragt:
Eine Überraschung erlebten wir, als die Gehäusereste und der seitliche Bretterverschlag am Fenster vollständig entfernt waren: an der Wand und Fensterlaibung ist nicht nur die Original Wandfarbe aus der Entstehungszeit der Kirche erkennbar, sondern auch einige Kritzeleien und Inschriften von Balgtretern aus der Silbermannzeit.
Die eigentliche vorgesehene zügige Ausführung von kleineren Handwerkerarbeiten im Bereich hinter der Orgel an Wand und Fenster gerieten so erstmal ins Stocken, denn die unerwarteten Funde mussten seitens des Denkmalschutzes begutachtet werden. Weitere Besprechungen und Beratungen folgten und inzwischen ist klar, dass auch diese Inschriften behutsam gereinigt, dokumentiert und gesichert werden. Ob das die Balgtreter von 1862 geahnt haben, dass ihre Kritzeleien 160 Jahre später einmal in eine Dokumentation eingehen?
Immer wieder durften wir im Laufe der vielen Begegnungen mit Restauratoren und Fachleuten von außerhalb eine große Wertschätzung über die sehr gut erhaltene historische Substanz unserer Kirche und unserer Orgel erfahren. Der Holzboden unter der Orgel ist noch original von 1766 und in gutem Zustand- was für ein Geschenk!
Wie geht es nun weiter?
Nach dem Abschluss der Arbeiten des Restaurators an der Wand und Fensterlaibung wird eine UV-Schutzscheibe an das Fenster hinter der Orgel angebracht und die weiteren Handwerkerarbeiten auf der Empore geplant.
Das historische Orgelgehäuse von Silbermann wird noch im Herbst diesen Jahres fachmännisch in der Kirche restauriert, ebenso ist die Anlieferung der neuen Balganlage geplant.
Im Oktober 2024 soll es eine Orgelfahrt in die Werkstatt Schiegnitz nach Grünstadt in der Pfalz geben, um den Fortschritt der Arbeiten dort zu besichtigen.
Die Rückkehr der Orgel, Wiederaufbau, Einbau und Intonation der Pfeifen ist für das Frühjahr 2025 vorgesehen, die Fertigstellung und festliche Wiedereinweihung wird voraussichtlich im September 2025 sein – rechtzeitig vor dem Jubiläumsjahr 2026, in dem wir den 250. Geburtstag unserer wertvollen Orgel feiern dürfen.
Und die Finanzen?
Dank vieler kleiner und größerer Spendenbeiträge und der Unterstützung von Stiftungen u.a. konnten wir schon einen großen Teil des zu finanzierenden Beitrags von 329.000 € sammeln. Allen Unterstützern ein herzliches Vergelts Gott!
Der Finanzierungsbedarf beträgt aktuell noch 78.000 € unsere Spendenkonten finden Sie auf der homepage.
Restaurierung – Fortschritt
Die über mehrere Bauabschnitte geplante Restaurierung – unter enger Begleitung und Auflagen des Denkmalamtes und des landeskirchlichen Sachverständigen Prof. Michael Kaufmann – ist im Zeitplan und ist im Oktober den nächsten großen Schritt gegangen. Die Pfeifen und Windlade des zweiten Manuals, die nicht von Silbermann sondern von Mühleisen aus den 60er Jahren stammen, sind bereits seit September 2022 ausgebaut und bei Orgelbaumeister Andreas Schiegnitz in der Werkstatt.
Die großen Holzpfeifen auf dem Weg zum Weitertransport. Sie sind bis zu 2,40 m lang und gut erhalten. Sie stammen von Silbermann – mit über 250 Jahre altem Holz.
Vollständiger Abbau der Orgel im Oktober
Im Oktober diesen Jahres trat die Renovierung nun in den nächsten Bauabschnitt: die Orgel wurde vollständig abgebaut, lediglich das Gehäuse verbleibt in der Kirche. Die Gottesdienste werden dann mit dem Orgelpositiv und den Instrumentalgruppen der Gemeinde musikalisch gestaltet. Anfang 2025 wird dann mit dem Wiedereinbau der restaurierten Pfeifen zu rechnen sein und die klangliche Abstimmung auf den Kirchenraum in Meißenheim erfolgen. Der lange Zeitraum wird nur zum Teil für die eigentlichen Restaurierungsarbeiten benötigt. Die umfangreiche Dokumentation und behutsame Forschung an den historischen Pfeifen und Orgelteilen braucht Zeit. Immer wieder wird dabei auch an anderen Silbermannorgeln recherchiert werden müssen, um Antworten und Lösungen für Meißenheim zu finden.
Vor dem behutsamen Abbau der Pfeifen, Mechanikteile und Windladen standen noch einige Tage an genauer Forschungsarbeit an. Jedes Brett, jeder Nagel und natürlich auch jede Pfeife wurde dabei untersucht. Zusammen mit Klangspezialist Ulrich Becker aus Konstanz hat Andreas Schiegnitz zahlreiche Messungen an Pfeifen und Gehäuseproportionen durchgeführt und dabei erstaunliche Zusammenhänge zu Tage gefördert.
Geigenbaumeister Becker schwärmte dabei von der idealen Akustik der Meißenheimer Kirche und dem Klang der original erhaltenen Silbermannpfeifen. „Ich habe noch nie einen Stein- Kirchenraum mit einem so wunderbaren, warmen und ruhigen Klang erlebt“.
Verblüffend war auch das Ergebnis eines klanglichen Experiments: einige Holzpfeifen, die nicht abgeschnitten wurden, sondern durch Einschieben des Deckelstöpsels Anfang des 19. Jahrhunderts auf den in Mode gekommenen höheren Stimmton gebracht wurden, wurden wieder in die Original Silbermann- Stimmung gebracht. Auf einmal stimmten die Proportionen wieder – die Pfeifen klangen voller und runder.
Orgelbaumeister Schiegnitz liest im Silbermann-Archiv, dass der damalige Schultes den Orgelbauern nach getaner Arbeit im Hechten etwas ausgegeben hat. Bürgermeister Schröder hörte es mit wohlwollendem Interesse….
Auch Heimatkunde konnte man betreiben: an einem Brett entdeckten wir die Inschrift „Gottlieb Lutz im Oktober 1894“. Da Orgelbauer August Merklin im September 1894 eine Orgelrenovierung vorgenommen hatte, liegt die Vermutung nahe, dass ein ortsansässiger Schreiner hier die Seitenbretter der Orgel angefertigt hat. Im Ortssippenbuch wurde tatsächlich ein Schreiner Gottlieb Lutz entdeckt und so diese Theorie bestätigt.
Wir sind sehr froh, dass wir mit Orgelbaumeister Andreas Schiegnitz einen Fachmann für historische Instrumente gefunden haben, der mit äußerster Behutsamkeit und Respekt der wertvollen Substanz begegnet. Mit Rat und Tat begleitet unser Restaurierungsprojekt Prof. Michael Kaufmann als Sachverständiger der Landeskirche. Prof. Kaufmann hat über Silbermann promoviert und ist mit dessen Orgeln bestens vertraut.
Spenden weiterhin benötigt
Für die Finanzierung der Restaurierung konnten bereits umfangreiche Förderantrage erfolgreich gestellt werden. Über die Hälfte der benötigten Mittel mit Gesamtkosten von 329.000 € sind so schon gesichert. Zuletzt durfte sich die Gemeinde über eine Förderzusage der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ freuen. Zur Finanzierung des Eigenanteils der Gemeinde ist man jedoch weiterhin auf Spenden angewiesen. Der Eigenanteil der Gemeinde konnte dank vieler Spenden von anfangs 139 T€ auf gut 80 T€ gesenkt werden.
Die Aktionen zur Finanzierung der Orgelrestaurierung werden auch im nächsten Jahr weitergehen. Neben Vorträgen und Konzerten in Meißenheim ist auch eine Fahrt in die Werkstatt von Andreas Schiegnitz in der Pfalz im Herbst 2024 vorgesehen.
Susanne Moßmann
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Restaurierung hat begonnen
Blick von hinten ins geöffnete Hauptwerksgehäuse, das von Silbermann stammt und als einziges Orgelteil in der Kirche verbleibt und vor Ort restauriert wirde.
Von unten kann man erkennen, dass es nun hinter den Orgelpfeifen hell durchscheint. Nach der Restaurierung wird wieder eine Rückwand eingebaut. Die Pedalpfeifen und das zweite Manual wird dann anders angeordnet, so dass sie sich klanglich besser entfalten können.
Die Restaurierung der Silbermannorgel in Meißenheim hat begonnen. Orgelbaumeister Andreas Schiegnitz nimmt die ersten Pfeifen aus der Orgel. Das zweite Manual (stammt aus der Werkstatt von Orgelbauer Ernest Mühleisen und wurde 1962 ergänzt) wurde komplett ausgebaut – inklusive Windlade, allen Pfeifen und der ganzen Mechanik.
Die Pedalregister und die Pfeifen des Hauptwerkes der Orgeln sind noch in der Kirchew, die Orgel begleitet weiterhin – mit reduzierten Klangmöglichkeiten – die Gottesdienste.
Mitte September 2022 begann Orgelbauer Andreas Schiegnitz mit dem Ausbau von Pfeifen und Windladen. Ein Manual ist nun – mit seinen dazugehörenden Pfeifen – ausgebaut und wird in der Orgelbauwerkstatt restauriert. Dazu gehört eine akribische Dokumentation des Pfeifenmaterials und die anschließende restauratorische Bearbeitung.